Ehre und Vergnügen! Beiderseits!
Ja, beschließen wir am Ende der Tour, wir müssen wirklich mal was zusammen machen.
Es dauert zwei Jahre, bis sich die Gelegenheit ergibt. Ich bin inzwischen Bassist der Richard Bargel Blues Band, und Herr Bargel hat beschlossen, dass es Zeit wird, a) die Band mal wieder umzubauen, b) für ein neues Album, und dass c) ich dieses produzieren soll. Ich also auch zuständig für die Wahl der beteiligten Musiker sei.
Sofort rufe ich Schlömer an – und habe Glück: Er hat gerade Zeit. Und Lust auch. Yeah!
Nächster Schritt: Mit dem Schlagzeuger Detlef Kessler wollte ich auch immer schon »mal was zusammen machen«. Denn drittens bin ich fest entschlossen, Bargels doch eher konservativen Umgang mit dem Blues etwas zu modernisieren.
Auch Kessler hat Lust – und Zeit auch, denn er ist gerade seinen Job in Grönemeyers Band losgeworden. Also nisten wir uns für zwei Wochen in einem kleinen Kölner Studio ein und geben uns Mühe, den guten alten Blues in ein neues Klanggewand zu kleiden. Nicht immer zu Bargels Freude, leider. Wir anderen finden, es sei uns ziemlich gut gelungen, selbst Blues-Klassiker modern zu interpretieren, mit überraschenden Arrangements, einer zeitgemäß rockig groovenden Rhythmusgruppe und einem Gitarristen – Schlömer eben –, der es bestens versteht, Bluesband-Klischees zu vermeiden.
Wirklich schade, dass es uns vieren nie gelang, Termine für eine gemeinsame Tour finden …
Sage und schreibe dreißig Jahr später wurschtele ich gerade an meinem dritten Soloalbum herum, da begibt es sich, dass Schlömer und ich uns zufällig auf Facebook wiederfinden. Daraufhin mailen wir ein bisschen hin und her (»Was machst Du denn so?« Und Du …?«), und ich erzähle ihm von meinem Album – und dass ich mir wünschte, ich hätte statt meiner Einzelkämpfer-Keyboardklänge bei dem einen oder anderen Song eine richtige, handgespielte und passende Gitarre.
Es sei ihm »Ehre und Vergnügen«, versichert er mir umgehend, diesen Wunsch zu erfüllen. Wow.
Weswegen nun auf dem Rich Choice-Album Everybody’s Dancing kongeniale Schlömer-Gitarren, als Audio-Files von seinem Berliner Studio in mein Heimstudio am Niederrhein gewandert, die Hälfte der Songs veredeln und auf ein ganz anderes Level heben – dankedankedanke, mein lieber Dirk! (Wer’s nicht nur glauben, sondern hören möchte – biddeschön …: https://richchoice.bandcamp.com/album/everybodys-dancing.
Für mich (und sei es auch nur für mich) auf jeden Fall ein weiterer Meilenstein.
Hab ich schon erwähnt, dass ich Dirk sehr mag?
Zum Abschluss möchte ich es ihm überlassen, ob ich hier schon aus dem Nähkästchen plaudern darf, oder ob er das lieber noch geheimhalten und löschen möchte.
Vor vierzehn Jahren flüsterte mir eine Muse ein, ich solle mich doch mal mit den Gedichten des persischen Dichters Rumi befassen. Da ich schon lange vorher gelernt habe, auf Museneinflüsterungen zu hören, tat ich das. Und ließ mich inspirieren. Und meinem Faible für weltmusikalische Einflüsse freien Lauf. Ein paar Monate später hatte ich quasi ein Album fertig (zumindest in einer Demo-Version), mit von mir vertonten neun Rumi-Gedichten. Auch das ließ ich Dirk zukommen, denn auch hier vermisste ich schmerzlich ein paar handgespielte Zutaten. Und wer, wenn nicht er mit seinen Amygdaland-Produktionen wäre ein adäquater Ansprech- und musikalischer Partner?
Leider hatte er zu der Zeit zu viel anderes um die Ohren; es hieß aber immer wieder »Aufgeschoben ist nicht aufgehoben«. Nicht auszuschließen ist nun jedoch, dass es mit dem Aufschieben in diesem Jahr noch ein Ende hat – möglicherweise also schon 2023 ein neues, gemeinsames Album erscheinen könnte.
Was mir eine große, große Freude wäre.
’ne schöne Jrooß – Rich Schwab, 2022-01-23